Bibelarbeiten: Bibelarbeit zu Offenbarung 13

erstellt von Michael Strauch

Kapitel 13: Das Antichristliche Reich (K.12,18-13,18)

 

Vorbemerkung:

 

1.      K.12,18 ist das Bindeglied zwischen dem Sturz Satans auf die Erde und die Konsequenzen, die nun folgen. Der Satan hat vergeblich versucht, die Gemeinde zu verfolgen, nun verfolgt er eine List.

2.      Die Bilder, die Johannes hier gebraucht, entstammen aus Daniel 7,1-8.

3.      Das große Thema des Kapitels: Je näher der Zeitpunkt der Widerkunft Jesu Christi heranrückt, desto größer wird die Wut und Grausamkeit Satans.

4.      In Kapitel 11 haben wir gelesen, was aus Jerusalem wird, in Kapitel 12 wurden wir Zeuge, wie der Feind Gottes gegen die einst heidnischen Christen und messianischen Juden vorgeht und nun bekommen wir einen Blick für die übrige Weltbevölkerung in Kapitel 13. Was wird aus ihr?

Exegese:

Kap.12, 18/13,1:

„Und er“ In vielen alten Handschriften finden wir „Und ich“ Ich tendiere aber dazu, dass es Satan ist, der die Tiere ruft und sie bevollmächtigt. Begründung: vgl. Kap 4,1; 11,1; 10,8 etc. daraus wird deutlich, dass Johannes nur auf himmlischen Geheiß seinen Beobachterposten wechselt.

Satan holt sich also „Hilfe“, Unterstützung, Kampfgenossen. Ganz klar, er lässt verstärkt die Säbel rasseln.

„sah aus dem Meer ein Tier aufsteigen“ Wir haben aus bisherigen Kapiteln erfahren, dass das Meer nicht wörtlich zu nehmen ist, so wie alles hier einen symbolischen Charakter hat (das beweist z.B. der Vergleich mit den Bildern aus Daniel 7). Das Meer ist in der Bibel oft Ausdruck für das „Völkermeer“. Also wäre es eine mögliche Deutung, dass das Tier aus den Massen der heidnischen Völker hervorkommt. Was auch darauf schließen lässt, das die Völker diesen Herrscher bejahen, ihn hervorbringen. Eine andere, nicht im Gegensatz stehende Überlegung ist das Meer als der Ort der Tiefe, des Unbekannten. Israel war kein Seefahrervolk und scheute sich vor dem Meer. Dass Jona ins Meer gestürzt wurde, ist grausame Vorstellung. Dass der Herr Jesus die Wellen zum Schweigen bringen kann, beweist seine Majestät. Auch in der griechischen Mythologie ist an die Titanen zu denken, die Zeus in den Tiefen des Meeres verbannt hat und die dann hervorbrechen und Land und Städte vernichten. Die Tiefe des Meeres als Ort der Dunkelheit, des Ungöttlichen, des antichristlichen. Letzteres Bild würde gut passen zu dem „Oben und Unten“, mit dem die Offenbarung arbeitet. Oben der erhöhte Christus, unten die Mächte der Finsternis. Von oben wurde Satan uns seine Engel verstoßen, von unten steigt nun das Böse hervor.

Konkret dürfte Johannes auf Rom angespielt haben. Denn wenn eine Völkerwelt einen Herrscher über sich akzeptiert, dann war es damals Rom. Rom beherrschte fast die ganze antike Welt. Der Kaiser war seit Augustus ein Gott und die nach ihm folgenden Herrscher beanspruchten dieses Titel stellenweise umso mehr. Das römische Reich mit seinem globalen verwalterischen Geflecht war zum einen gute Voraussetzung für die globale Durchdringung des Evangeliums (einheitliche Sprache, Verkehrsnetze, Zahlungswesen etc.), zugleich aber auch ärgster Gegner des Christentums. Gerade im überzogenen Kaiserkult zeigte sich die antichristliche Haltung dieser einstigen Weltmacht. Wäre das römische Reich ein Bild für das kommende antichristliche Weltreich, spräche auch viel dafür, dass wir es mit dem Antichristen nicht allein mit einer Person zu tun hätten, sondern mit einem ganzen Regime, mit einem globalen Staatswesen. Wenn wir an große Diktatoren denken, so dürfen wir nie vergessen, dass diese Männer oft wenig vermocht hätten, hätte es nicht ihnen „dienstbare Geister“ gegeben, die unter diesen Herrschern Macht ausübten.

Das würde auch erklären, warum hier von „zehn Hörnern“, „sieben Köpfen“ und „zehn Diademen“ die Rede ist. Das „Horn“ ist in der Bibel Bild für mächtige Personen. In der orientalischen Antike wurden Herrscher oft mit Hörnerkronen dargestellt. Die zehn mächtigen Personen tragen Diademe, es handelt sich also um Könige, Herrscher, Diktatoren, womöglich zehn Weltmächte.Die Zahl 7 ist die Vollzahl. Die Herrscher tragen Namen der Lästerung, sie sind im vollen Maße überheblich, haben ihre Macht vom Teufel, nicht von Gott und sie fordern für sich göttliche Akzeptanz.

Nicht zuletzt sei erwähnt, dass das „Sichtbarwerden“, das „Inkrafttreten“ des Tieres hervorgehoben wird. Gerade, wo ich diese Zeilen schreibe, sind die zwei Himmelfahrt-kommandos in die beiden Gebäude des World Trade Centers geflogen und halten die Welt in Atem. Ein Reporter gab die amerikanische Stimmung in der Bevölkerung wieder: „Jetzt muss der Präsident zeigen, ob er über sich hinauswachsen könne!“ Ich will an dieser Stelle explizit keine Deutung vornehmen, vielmehr das Grundanliegen des Menschen darstellen, das er sich sehnt, besondern in Zeiten der Not, nach einer Sichtbarwerdung der Macht. Er sehnt sich nach kraftvollen Regenten, die „das Böse“ bezwingen. Reporter warfen, ohne es zu wissen, mit aus der Bibel verzerrten Begriffen um sich. So nenne die arabische Welt die USA den obersten Satan. Und die USA nannte die Bewegung, die hinter diesem feigen Attentat steht, schlichtweg „das Böse“, das bekämpft werden müsse. Wer in der Weltgeschichte Macht darstellen und symbolisieren kann, zieht die schwächeren Völker in seinen Bann. Was aber tatsächlich das Böse ist, zeigt sich darin, dass das Motiv, der Antrieb, die innerste Seele satanisch ist, widergöttlich.

 

Vers 2: Man sieht sie auf alten, römischen Reliefs: Gladiatorenkämpfe Mann gegen Mann, oder auch Mann gegen Tier. Und da erscheinen auch die Bestien, gegen die die Todgeweihten anzutreten hatten: Löwen, Bären, Panther. Auch hier finden wir die deutlichen Parallelen zu Daniel 7,4-6. Wir wissen, dass das Danielsche Bild die weltgeschichtlich aufeinander folgenden Reiche symbolisierte. Bei der Offenbarung treten die Tiere aber nicht hintereinander auf, sondern sind miteinander verwachsen, verbündet, treten gleichzeitig auf. Es handelt sich also um eine Steigerung. Bei allen Tieren wird ein Merkmal hervorgehoben, das die Deutung für mich schwierig macht. Vielleicht müssen die Tiere auch nicht gedeutet werden. Ist der Leib des Panthers Bild für die geschmeidige, lauernde, tödliche Art eines Panthers? Ist das Maul des Löwen Ausdruck für den Herrschaftsanspruch? Der Löwe brüllt, alles gerät in Schrecken, die Herrschaft wird somit manifestiert. Machtanspruch „urch demagogische Reden? Und bedeuten die großen, Krallen  bewährten Tatzen eines Bären die „Schlagkraft“ und „Todesmacht dieser Herrscher? Wie auch immer es zu sehen ist, gewiss ist es zu vermeiden, Tiere, die heutige Staaten als Wappentier führen, hier anzubringen. Der „russische Bär“ z.B. ist bestimmt nicht so zu deuten, denn es sind ja nur die Tatzen. Und außerdem handelt es sich um Herrscher, die die Eigenschaften dieser Raubtiere in sich vereinigen.

„Und der Drache gab ihm“ Hier spielt der Satan Gott. In der ganzen Offenbarung wird der göttliche Passiv gebraucht als Ausdruck dafür, dass Gott die Fäden der Weltgeschichte in Händen hält. Worte wie „und es wurde ihm gegeben“ sind beredtes Zeugnis. Nun übergibt der Satan seinem „Satansbraten“, seiner Aus-Geburt des Bösen, seinem Anti-Christus seine Macht. Wir werden an Matth 4 erinnert, wo der Teufel dem Herrn Jesus alle Reiche und Macht überlassen wollte. Jesus lehnte ab, das Tier nimmt an. Dreimal äfft der Satan seine Gaben: seine Kraft; seinen Thron; seine Macht. Doch seine Kraft ist gemindert und zeitlich limitiert, sein Thron verbannt auf Erden, seine Macht gebrochen auf Golgatha. Dennoch ist sie noch eine „große Macht“,

Vers 3:

Im nächsten Vers heißt es wörtlich: Und einen seiner Köpfe, wie geschlachtet zum Hier fehlt ein Verb. Manche übersetzen mit und ich sah einen seiner Köpfe“ das wäre eine Fortführung von Vers 1 aus der Sicht des Johannes. Die andere Möglichkeit: und „er gab einen seiner Köpfe“ Hier wäre der Gedanke des bevollmächtigenden Satans weitergeführt.

Weiter wird gesagt, dass dieser „Kopf“ verwundet war, offenbar sehr schwer, tödlich. Und dieser wurde aber wie ein Wunder wieder geheilt. Hier müssen wir in der Auslegung sehr vorsichtig sein und nicht übereilen. Viele Ausleger spielen auf die „Nerosage“ an. Sie besagt, dass der antichristliche Kaiser Nero, der ja „unter Verschluss“ von einem Sklaven mit einem Schwertstreich erschlagen starb, gar nicht gestorben sei. Vielmehr sei er bei den Altfeinden Roms, den Parthern und würde von dort siegreich wiederkehren.

Ist der Kopf nun der Kopf Satans oder ein Kopf des Tieres? Wenn es ein Kopf des Tieres wäre, sprich also ein König von den zehn, wäre es plausibel, dass alles Volk diesem einen König zujubelt? Und was ist mit den restlichen neun? Ich tendiere zum „verwundeten Kopf Satans“. Dafür sehe ich zwei mögliche Deutungen:

1.      Dem Satan ist ein schwerer Schlag durch Christus und (Kap 12) durch das Heer der Engel zuteil geworden. Doch der schwer Getroffene holt aus zum Gegenschlag.

2.      Der Satan äfft Christus nach. Auch Christus wird dargestellt als ein Lamm, wie erwürgt/geschlachtet (K.4,6). Bild für Kreuz und Auferstehung, Bild für den Sieg über Sünde und Tod. Satan äfft dieses Bild nach, indem er sich selbst als Heilsbringer, Messias, Welterlöser darstellt. Er, der scheinbare Herr auch über die letzte Grenze des Menschen, den Tod verspricht der Erde die Ewigkeit (prahlen/Löwenmaul). Diese Überwindung der Todesgrenze muss das Tier sichtbar, spektakulär dargestellt haben, nicht wie der Herr in aller Armut am Kreuz und im Beisein weniger Zeugen bei seiner Auferstehung. Der Teufel inszeniert seine ‑Wunder spektakulär und erhält dafür ‑Be-Wunderung! 

Vers 4+5:

„Und sie beteten den Drachen an&! Wenn ich diese Verse lese, frage ich mich, wie das in der heutigen, modernen Wirklichkeit aussehen kann. Und ich werde unwillkürlich an die Nürnberger Prozesse erinnert, wo die Nazikriegsverbrecher sich vor internationalem Gericht verantworten mussten. Auffällig ist für mich, wie ‑totalitär“ das 3.Reich und seine Ideologie war. Immer wieder beteuerten die Verbrecher: wir haben es nicht besser gewusst, wir waren fasziniert vom Führer, wie hätten nie geglaubt, dass Deutschland unterliegen könnte&Wie ist es möglich, dass gebildete Menschen wie Albert Speer diesen „Drachen“ anbeteten? Wie war es denkbar, dass Leni Riefenstahl, diese für mich hochbegabte und großartige Filmregisseurin ihr ganzes Können und ihre Kunstfertigkeit dafür einsetzten, um „den Führer“ zu glorifizieren. Ich will nicht die Ereignisse von Offenbarung 13 mit der deutschen Geschichte gleichsetzen, ich will nur sagen, dass wir in der Geschichte Beispiele haben. Wenn wir an die „geheilte Wunde“ denken, dann muss ich in den Versailler Vertrag denken und wie stark das niedergedrückte Deutschland wieder sich „aus dem Staub erhob?“ Und wer wagte es in dieser Zeit, dem Führer allein den Gruß zu verweigern? „Wer will mit ihm kämpfen“ Oder anders gesagt: „Hätten wir was dagegen getan, wären wir selbst an die Wand gestellt worden&!“ Anbetung im Sinne einer Massensuggestion. Und finde ich in Goebbels nicht ein Beispiel eines Menschen, dem „ein Mund gegeben wurde“, der „große Dinge und Lästerungen“ redete. Und auch dem 3.Reich wurde es gegeben, eine gewisse Zeit zu bleiben.

Noch einmal, ich will keine direkten Übertragungen herstellen, aber es gibt Beispiele besonders auch in unserer deutschen Geschichte, die den Bildern aus Offenbarung 13 „Leben und Gestalt“ geben.

Verse 5-10:

Dieser Antichrist kommt an Gott nicht vorbei. Er weiß, dass er gegen Gott nicht siegen kann. Darum lästert er, prahlt und denunziert. Er lästert den teuren Namen Gottes, er lästern die himmlische Welt und er verfolgt die christliche Gemeinde. Diese Methoden kennen wir aus der Geschichte der Menschheit in den unterschiedlichsten Variationen. Wir denken an Stalin, der Millionen von Menschen umbrachte in seinem eigenen Land „ er nannte das sarkastisch „Säuberungen“ Politische Gegner wurden entweder nach Sibirien oder sofort in den Tod geschickt. Die Liste ließe sich fortführen. Selbst in der französischen Revolution 1789 wurden im Rahmen von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ unzählige Menschen getötet, sofern sie unbequem waren oder anders dachten. Schreckensregime bauen ihre Macht auf Angst. Jeder Kritiker kann den Diktator schon gefährlich werden. Wir denken an die ehemalige DDR und ihrer Pseudodemokratie. Die Eindeutigkeit der Wahlergebnisse für das Regime sind anschauliche Beispiele, wie das Schreckensregime des Tieres aussehen könnte. Doch wo es in der Vergangenheit politische Gegner waren, rassistische Hintergründe eine Rolle spielten oder imperialistische Gründe, bei diesem Gewaltherrscher geht es um Gott. Sein Reich umfasst auch nicht ein paar Staaten, sondern die ganze Welt. Er wird ähnliche Seiten haben wie die übrigen Diktatoren vor ihm. Aber er wird darin sich unterscheiden, dass sein Augenmerk nicht auf politische Minoritäten, nicht auf Rassendünkel und Politik ruht, sondern auf die Beseitigung derer, die ihm still Widerstand leisten. Eine Gruppe von Menschen, die den prahlerischen Reden gegen Gott und seine Himmelswelt keinen Glauben schenken wird und darin diesen Machtpopanzen kritisiert. Eine Gruppe von Menschen, die laut oder still durch ihre Gebete und ihre Art zu leben zum Ausdruck bringt, dass Gott letzter Maßstab ihres Denkens und Handelns sind. Diese Gruppe, mag sie auch noch so harmlos sein, kritisiert die Alleinherrschaft des Antichristen. Das kann und will er nicht dulden. Weil er weiß, dass der christliche Glaube die Alleinherrschaft Gottes bezeugt und von der Gemeinde geglaubt wird, müssen diese „Regimekritiker“ weichen, bevor sie „Schaden anstiften“ können. Auch hier möge an ein aktuelles Beispiel gedacht werden. Ich denke an die afghanischen Taliban, die ihre Geiseln zum Tode verurteilen wollen. Das Verbrechen dieser Gefangenen besteht darin, dass sie Menschen im Herrschaftsgebiet der Taliban vom christlichen Glauben erzählt haben. Westlich denkende Menschen mag das bestürzen, aber aus der Sicht dieser Fanatiker ist es gerechtfertigt. Sie wollen die civitas Die, einen islamischen Gottesstaat. Und wer nicht an Allah glaubt, der ist nach islamischem Verständnis „ein Tier!“ Was in unserer gegenwärtigen Welt also punktuell schon geschieht, wird global sein. Und dann wird diese Welt zur „Christenfreien Zone“ erklärt werden. Vielleicht werden viele nicht damit einverstanden sein. Viele Menschen, die keine Christen sein werden. Aber sie werden schweigen, den Führergruß wider besseres Wissen leisten und sich denken: ich hab nur ein Leben. Wenn ich da nicht mit mache, bin ich dran. Gerade darin liegt die Kraft, die Opferbereitschaft und das Geheimnis des Christen. Er weiß, und zu jener Stunde in besonderem Masse: dieses Leben hört auf der Erde auf, und geht bei Gott weiter. Und vielleicht wird der Christ auch nicht mehr das Leben als im tiefsten lebenswert achten können. Ein Leben im Untergrund, ein Leben unter Denunzierungen, ein Leben ohne Gemeinde. Gott weiß es, vielleicht sehnt sich die Christenheit von Herzen nach Erlösung. Ich weiß es nicht. Nur eines wird in dieser Zeit klar sein:

Die Christenverfolgung wird „erfolgreich“ sein. Die Heiligen werden den Tod erleiden müssen. Es geht in diesem letzten Akt der Geschichte kein Weg dran vorbei. Es wird - Gott erbarme sich - eine globale Bartholomäusnacht geben. Aber die Zeit ist begrenzt.

Die Verse 11-12:

Der Antichristus, von dem wir gehört haben, ist nicht allein. Er bekommt einen Helfershelfer. Ein düsteren Magier, einen teuflischen Demagogen, der  bevollmächtigt vom Satan  auf die Verherrlichung des Tieres hinarbeitet. Er wirkt noch eher ‑religiös. Er gibt dem ganzen politischen Geschehen die religiöse Weihe. Das 3.Reich bestand auch nicht allein aus Politik, Rassenwahn und Ideologie. Die SS-Schergen huldigten einem altruistischen, germanischen Brauch. Selbst Kirchgebäude wurden für diese Zwecke umfunktioniert. So kommt zur Idee die Magie, die übernatürliche Kraft, die greifbare, sichtbare Stärke und somit kommt der Antichrist auch der Volksfrömmigkeit entgegen. Erinnern wir uns, das auch Adolf Hitler stets von der „Vorsehung“sprach. Er, der aus niedersten Verhältnisse sich emporgearbeitet hat, den Menschen damals Brot und Arbeit gab, sprich ein Mann des Volkes. Ein Mann, der die Sprache des Volkes spricht und zugleich auf Intellektuelle sowie auf einfache Menschen eine magische Macht ausübte. Zeitgenossen berichteten, man konnte ihm nicht in die Augen schauen. Aber das Tier, von dem wir hier lesen, hat den Ruf, so schwer verwundet gewesen zu sein, dass an sich tot war, nun aber lebendig geworden ist. Sprich „auferstanden“ Er ist der Bezwinger des Todes, der Mächtige, der Allgewaltige. Diese Meinung zu vertiefen, zu verinnerlichen, ja auch im Sinne der Volkreligiosität zur jeweiligen Kultur werden zu lassen, dazu erscheint das zweite Tier.

„ein anderes Tier aus der Erde aufsteigen“ Für mich liegt der Schwerpunkt nicht im Gegensatz von Meer und Erde. Ich sehe die Betonung im Verb „emporsteigen“. Es enstammt ebenfalls einer dämonischen Herkunft. Seine Herkunft, sein Leben, sein Wesen ist „von unten“. Dieser tritt in die Bildfläche des Weltgeschehens. Dieses Tier dient dem ersten Tier. Er erscheint nicht in militärischer Manier, sondern in pseudogeistlicher, pseudochristlicher Manier. Er äfft Christus nach. Er lenkt von ihm ab. Er bietet Ersatz. Er wird wie ein Geistlicher die religiösen Gefühle und Wünsche der Menschen zu nutzen wissen und weist auf die ‑Göttlichkeit des ersten Tieres hin. Wir sehen eine satanische Trintität. Statt Gott-Vater der Vater der Lüge, der rote Drache, der Teufel. Statt dem Sohn, dem alle Macht übergeben ist, haben wir das einst verwundete Tier und statt dem Heiligen Geist, der auf den Sohn weist und den Vater verherrlicht, haben wir eine religiösen Magier, der mit schwarzer Kraft die Menschen verführen wird.

Er wird Wunder tun, er wird „Gottesdienste“ einführen, er wird auf den weisen, der den Tod bezwungen habe. Der Satan hat es bei seiner Wut gegen Gott nicht geschafft, das ihm alle Ehre zuteil wurde. Im Paradies hat er die Schöpfung dazu verführt, sein zu wollen wie Gott. Am Ende der Zeit wird er es kosten wollen. Wenn nicht im Himmel, dann auf der Erde. Wenn nicht für immer, dann für eine gewisse Zeit. Der Satan will Gott sein und die Menschen werden ihm diese Ehre leider erweisen.

Die Verse 13-17:

Das Feuer vom Himmel läßt uns an Elia denken, als er die Baalspriester blamierte und dem verirrten Volke aufzeigte, dass allein Gott lebendig ist und Herr ist über alle Götter. Damals kam Feuer vom Himmel. Ferner werden wir an Sodom und Gomorrah erinnert, als Feuer vom Himmel fiel. Wir denken auch an die Machttaten der ägyptischen Magier. Feuer vom Himmel wird somit zum Bild für die Bekräftigung einer Wahrheit und für die Macht, diese Wahrheit auch vernichtend zu demonstrieren. Was bei Elia dem Satan nicht erlaubt war, zu tun, das wird der Verführer tun können. Viele Menschen werden ihm Glauben schenken. Allein an der Rede (er redet wie ein Drache), erkennt man seinen Hintergrund. Dieser Gott, von dem dieser finstre Geistliche spricht, ist erfahrbar. Nun soll er auch sichtbar sein. Es soll Schluss sein damit, dass man Gott nicht sehen kann. Es soll Schluss mit den Spekulationen sein, ob Gott nun wirklich hilft, nun wirklich Gebete erhört oder ob seine Existenz beweisbar sei. Voila, hier ist euer Gott. Der Antichrist wird fassbar, greifbar und erfahrbar gemacht in einer maschinenartigen Figur. Wir werden an den Film Metropolis erinnert, jenen klassischen Stummfilm aus der Kinderzeit des Films, wo ein menschenähnliche, übernatürlich wirkende Maschine in das Leben der Menschheit tritt.

Wer diesem Bild nicht in angemessener Weise huldigt, muss sterben. Darin beweist es wiederum seine Drachennatur. Eine Religion, auf Furcht und Schrecken aufgebaut. Ein Überwachungsstaat, der darauf bedacht ist, dass sein scheinbar makelloses Idol kein Kratzer der Kritik zugefügt wird. Das wiederum ist aber Indiz, dass es in dieser finsteren Zeit Christen geben wird. Der Rest bangt ums eigene, nakte Überleben und huldigt. Und hier haben wir, was wir als den „großen Abfall“ nennen können. Die bewußte Entscheidung, den Teufel anzubeten und ihm die Ehre zu geben. Es kommt aber noch weiter. Sowie die Erlösten versiegelt werden, so erkennt man die Abgefallenen an einem Zeichen. Im 3.Reich war es das Hakenkreuz, die Binde um den Arm. Tödlich konnte es schon sein, wenn man den Hitlergruß nicht erwiederte. Dazu gehört nicht viel Phantasie, um ein Symbol, ein Logo, ein Zeichen zu schaffen, der „Bekenntnischarakter“ hat. Diese Methode hat einen Schneeballeffekt. Denn nun wird nicht mehr der Führer, der Geheimdienst etc. nach Verrätern suchen müssen, sondern das Volk wird unter sich die schwarzen Schafe denunzieren und ausliefern. Und selbst wenn das nichts nützte, so gab es eine weitere, letzte, tödliche effektive Methode: wer nicht zur Partei gehört und das Zeichen nicht trägt, bekommt keine Arbeit, damit kein Geld, damit kein Brot.

Vers 18:

Der Name des Antichristen hat die symbolische Zahl von 666. Johannes gibt sogar den Auftrag an den Leser, zu „berechnen“. An Berechnungen hat es in der Geschichte nicht gefehlt. Ich gebe die mir plausibelste Lösung weiter. Zuvor sei erwähnt, dass griechische Zahlen (wie hebr.) gleichzeitig auch Buchstaben sind. Man kennt das vom Lateinischen. Auf alten Funden fand man einen langen Ehrentitel des antichristlichen, zur Zeit Johannes wirkenden und die Gottheit für sich beanspruchenden römischen Kaisers Domitian. Dieser Titel hieß: Autokrator Kaisar Domitianos Sebastos Germanicus. Also ein Eigenherrscher, Selbstherrscher, ein Kaiser, einer, der siegreich gegen die Germanen vorgegangen ist. Autokrator, ein Herrscher, der sich selbst genügt, der in sich die Macht darstellt.

Diese Titel hat man nach damaliger Regel abgekürzt, um sie auf Münzen verbreiten zu können. Münzen waren in der Antike, was die Medien heute sind. Demnach wurden folgende Buchstaben benutzt: A (Autokrator) Kai (Kaisar), Domet (Dometianos), Seb (Sebastor) und Ge (Germanicus). Diese Buchstaben, als griechische Zahlen gelesen, ergeben in der Quersumme 666. Somit geiselt Gott den Kaiser, der seine Vergottung zur staatlichen Pflicht erhob und einen damals in Kleinasien wirkenden, Rom unterstützenden Priester (Rom-Meer; Kleinasien-Erde). Der Leser möge sich mit Domitian beschäftigen, er wird verstehen, welch eine brutale Gestalt dieser römische Kaiser darstellte.